Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Wo die besseren Argumente liegen, muss nicht polemisiert werden

Das was die Kirche zu Sexualität mit sehr guter Begründung - auch wenn die leider den normalen Pfarreimitgliedern weitgehend unzugänglich und unbekannt sind, weil es an geeigneten Katechesen vor Ort fehlt, bzw. das überhaupt nicht in kirchlichen Publikationen in geeigneter Weise thematisiert wird - zu Sinn und Unsinn von Sexualität zu sagen hat, wird großflächig und weitgehend auch von den eigenen Kirchenmitgliedern ignoriert. Wobei ignorare das Schlüsselwort ist, sie wissen es oft einfach nicht besser, und es bräuchte viele, wiederholte und geduldige Verkündigung um die komplexen Zusammenhänge einsichtig zu machen.

Schön ist es nicht, aber jede Menge Getaufte praktizieren mit bestem Gewissen die verschiedensten Formen von Sexualität außerhalb der Ehe bzw. nehmen rein routinemäßig Verhütungsmittel, die ohne Ausnahme hin und wieder für die eine oder andere Frühabtreibung sorgen; nach der vorsichtigsten Statistik, die von 3 Promille Zutreffwahrscheinlichkeit ausgehen, gibt es genauso viele Frühabtreibungen durch hormonelle Verhütungsmittel wie Abtreibungen, die als solche wahrgenommen werden, die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen.

Zwischen dem was katholische Lehre ist und dem was die meisten praktizieren klafft ein Abgrund. Aber es ist den meisten recht egal, denn sie machen sowieso was sie wollen. Sie hätten zwar gerne, dass die Lehre so abgeändert wird, wie es für sie am genehmsten ist, aber es ist nicht ungeheuer dringlich, da die Diskrepanz nur manchmal vage Schuldgefühle oder gelegentlich Empörung über soviel "Unwissenheit in Sachfragen" (die aber leider auf der eigenen Seite zu finden ist) hervorruft.

Jetzt plötzlich aber macht eine der vielen Gruppen, die in Diskrepanz zur katholischen Lehre leben, woran sie ja in keiner Weise gehindert wird durch die völlige Minderheit von ca. 5% Katholiken in Deutschland, die sich intensiv mit ihrem Glauben beschäftigen, eine gewaltige Treibjagd auf den Papst und alles, was sie hierzulande als ihnen gegenüber feindlich einstuft. Wobei das Feindliche darin besteht, dass die "Gegner" eine andere Meinung haben, genauer gesagt einen Glauben, der eben etwas anderes glaubt als sie selbst.

Warum die extreme Aggression? Warum müssen diese maximal 5% der Bevölkerung mit aller Macht zum Schweigen gebracht werden? Warum wird hier die Religionsfreiheit und die Meinungsfreiheit massiv angegriffen? Warum wird eine Minorität massiv diskriminiert, angeblich um eine Diskriminierung zu bekämpfen, die in Wahrheit eine Meinungsverschiedenheit ist?

Die Lösung kann nur sein: Die Minderheit verbalisiert etwas, das die Mehrheit auch empfindet aber nicht verbalisieren kann, und die Minderheit hat Argumente, die die Mehrheit übernehmen könnte, wenn sie eine Chance erhielte sie zu Gehör zu bringen. Also muss die Minderheit mundtot gemacht werden. Durch übertriebene Anschuldigungen, durch Drohungen, durch Beschimpfungen. Durch Verletzung der Meinungsfreiheit. Durch was auch immer.

Das Kampffeld heißt: Definition der Ehe und dazugehöriges Adoptionsrecht.

Die Argumente scheinen völlig auf Seiten der katholischen Kirche zu liegen, denn nichts anderes kann der Grund sein für einen Angriff, der hauptsächlich auf Emotionalität setzt, mit falschen Behauptungen arbeitet und darauf setzt, dass in Deutschland inzwischen jeder beim Begriff "katholische Kirche" nur an Negatives denkt. Und darauf, dass die deutschen Bischöfe  bei jedem "öffentlichen" Widerstand leider die Gewohnheit haben, mehr oder weniger einzuknicken und den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Selbst wenn der Löwe, der da brüllt, ihnen eigentlich gar nichts anhaben kann. In diesem Falle dürfte man sich allerdings verrechnet haben, die in Frage gestellten Dinge gehen an die absolute Glaubenssubstanz.

Allerdings - wird die deutsche katholische Kirche es tatsächlich fertigbringen, die eigene Glaubenslehre in ausreichender und verständlicher Form so darzulegen, dass ihre Argumente verstanden werden können? Oder wird man sich weiter in inneren Grabenkämpfen über dies und jenes zerfleischen?

Ungefähr so wie als die Türken vor Wien standen und mit dem Fall der Stadt wohl ganz Mitteleuropa an den Sultan gefallen wäre und das christliche Frankreich in der Hoffnung, die damaligen Konkurrenten um die Macht damit loszuwerden, einen Vertrag mit dem Sultan geschlossen hatte. Ohne zu beachten, dass nach Mitteleuropa auch die Stunde des westeuropäischen Restes geschlagen hätte.


1 Kommentar:

  1. Das Kampffeld heißt: Definition der Ehe und dazugehöriges Adoptionsrecht.

    Nichts gegen die Definition von Ehe und Adoption in der römisch-katholischen Kirche für deren Mitglieder.
    Aber Juden, Protestanten oder anderen Ketzern und Ungläubigen per Zivilgesetz die katholische Doktrin aufzuzwingen werden sich diese anderen Minderheiten nicht bieten lassen. Genau so wenig wie sich römisch-katholische Gläubige den Schweinebraten am Sonntag von einem Rabbiner verbieten lassen, der dies durch allgemein gültige Gesetze vorschreiben lassen will.

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