Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Freitag, 17. August 2012

Willkommen in unserm Modellhaus 2020! (Vorsicht Satire!)



R: Wie schön, dass Sie einmal vorbeikommen. Leider hat bisher sonst noch niemand unser Angebot wahrgenommen,unser vorbildliches Haus „Deutsches Evangelisationsmodell“ zu besuchen, um dort Impulse für die eigene Gestaltung zu finden.

I: Oh, bitte entschuldigen Sie. Wir waren nur eben sehr beschäftigt, bei uns den Grobbau neu zu konstruieren. Die ersten Bestandsaufnahmen hatten gezeigt, dass es zumindest einer teilweisen Entkernung bedufte, bevor wir an eine Ausgestaltung der Räume bei uns denken konnten. Es hatte da architektonische Änderungen gegeben, duch die das Gebäude einsturzgefährdet geworden war. Wir haben jetzt die älteren tragenden Konstruktionen wieder eingefügt. Vielleicht wissen Sie auch, dass wir recht knapp mit den Finanzen waren, und wir mussten eine wenigstens hinlängliche Unterbringung aller Bewohner garantieren und diese dazu motivieren, sich selbst eifrig an allen Arbeiten zu beteiligen, auch wenn das zunächst einige Opfer von allen erfordert. Aber jetzt sind wir soweit, dass wir uns weiter fortgeschrittene Häuser ansehen können, um über die Details der weiteren Baumaßnahmen zu entscheiden. (Bleibt stehen und bewundert den Palast in den gepflegten Parkanlagen.) Wirklich beeindruckend!

R: (zurückhaltend) Nun ja. Ich denke auch oft, dass es ein erhebender Eindruck ist. Aber solche Äußerlichkeiten sind nicht das Entscheidende.

I: Es ist ... , es verschlägt mir fast die Sprache. Wir haben da noch einen sehr weiten Weg vor uns, wie es aussieht. Unser Evangelisationshaus ist noch sehr rustikal. Wir haben selbst Brunnen graben müssen, weil die alten Versorgungsrohre marode waren – kein Vergleich mit diesen Springbrunnenanlagen. Und der Elektrizitätsanschluss fehlte auch, darum haben wir zunächst Solarzellen auf denn Dächern montiert, jetzt bekommen wir unsere Versorgung quasi direkt vom Himmel (lacht) und sind nicht mehr auf Fremdleistungen angewiesen. Aber das hat zunächst alle verfügbaren Ressourcen geschluckt. So ein Park, das wäre schön, allen so eine Freude für die Augen bieten zu können.

R: Nicht wahr? Also,  zugegeben, wir hatten da auch Engpässe und es war strittig, ob wir die Erhaltung garantieren konnten. Die Lösung war einfach: Wir haben das verkauft und sind nur noch als Pächter hier.

I: Oh! Verkauft. Den ganzen Park?

R: Ja. Und diesen Palastkomplex.

I: Das ist also gar nicht Ihr Modellhaus?

R (amüsiert): Aber nein, Das wäre doch wohl sehr unpraktisch gewesen. Wir haben das nur als Kulisse erhalten und können es für Repräsentationszwecke nutzen. Unser Modellhaus ist hier drüben, das ehemalige Wirtschaftsgebäude. Alles dort ist sehr praktisch und zweckmäßig.

I: Ich verstehe. Ja. Nun, das ist auch deutlich imposanter als unser im Umbau befindliches Haus. Vielleicht ein wenig kleiner in der Gesamtfläche.

R: Aber ja doch. Ich werde Ihnen einige unserer besten Einrichtungsteile dort zeigen. Treten Sie nur ein. Hier direkt in der Eingangshalle präsentieren wir die Pokale, mit denen wir unsere fähigsten Mitarbeiter ausgezeichnet haben in der letzten Jahren. Wir haben da an nichts gespart. An einem Haus wäre Gold zu prunkhaft, aber unsere Mitarbeiter sollen uns schließlich etwas wert sein.

I (betrachtet die Pokale, Trophäen und Gedenkteller und –münzen): „den eifrigsten Dachabdeckern“, „den Spezialisten für Unteminierung“, „fähigster Konstrukteur von Traumhäusern“, „die revolutionärste These des Jahres“ – Dachdecker, Architekten, Ingenieure, ja, die sind wirklich unbezahlbar! (murmelt: aber merkwürdige Schreibfehler bei den Texten).

R: Kommen Sie nur weiter. Hier wäre also unser Salon. Ist er nicht lichterfüllt? Und sehen Sie die Ecke da mit dem Sessel und dem Tischchen daneben. Das ist eine ungeheuer kostbare Vase darauf und die Decke darunter reine Spitzenklöppelei. Das Fenster daneben doppelt verglast und der grandiose Ausblick auf die Anlagen.

I (sieht sich etwas verwirrt um): Ja, sicher, es ist schön. Die Vase. Und die Spitzendecke. Und der Sessel, sehr anziehend. Ähm, würde es nicht besser wirken, wenn man das alles ein wenig nach innen rücken würde? Der Raum erscheint so leer in der Mitte. Nicht, dass ich etwas kritisieren will, wahrscheinlich verstehe ich nur noch nicht Ihr Konzept. Und diese Anhäufung da drüben. Ich weiß, das kann es nicht sein, aber von hier sieht es aus wie nicht aufgeräumte Trümmerstücke.

R (etwas unangenehm berührt): Wir wollen doch nicht gleich die Mängel betonen!? Ja, das sind Trümmerstücke. Die sind letzte Nacht heruntergebrochen und es hatte noch niemand Zeit, sie wegzuräumen. – Und das Arrangement. Na, sehen Sie denn nicht? Wenn wir das woanders hinstellen, wäre es schnell nicht mehr in gutem Zustand. Nur dort hinten schützt die Zimmerdecke ausreichend gegen Niederschläge. Bei ungünstiger Witterung decken wir natürlich auch alles mit Planen ab. Wir haben recht exzellente Ausrüstung gegen die klimatischen Unbilden. Ich zeige Ihnen gleich einmal meine Regenjacke, ein Markenprodukt bester Qualität!

I (richtet den Blick nach oben): Die Zimmerdecke. Äh. Und das Dach. Das ist ja alles aufgebrochen und die Ziegel sind zum Großteil abgedeckt ....

R (nickt stolz): Ganz evangeliumsgemäß. Sie erinnern sich an die Geschichte mit dem Gelähmten, der freien Zugang zum Herrn brauchte? Seine Freunde deckten das Dach ab! Und die Aussagen des Herrn selbst, dass der Menschensohn kein Dach über dem Kopf habe. Unsere Dachabdecker und Dekonstrukteure haben nicht umsonst soviele Auszeichnungen erhalten.

I: Ah. Ich verstehe. Sehen so alle Zimmer aus?

R: Nicht alle. Sie wissen ja: Mein Haus  hat viele Wohnungen! (lacht) Es gibt Gruppen, die sich in solcher Freiheit unwohl fühlen und auch die heißen wir natürlich willkommen. Schauen Sie mal hier die ehemalige Besenkammer. Kein Dach, keine Fenster. Aber eigentlich gar nicht so übel, wie die sich dort eingerichtet haben. Wir haben natürlich manchmal Mühe, wenn jemand von dort ins Wohnzimmer kommen möchte und dann dort seine Ideen von Überdachung verwirklichen will, statt dankbar zu sein für das Licht. Manche – wir können das nicht nachvollziehen – suchen dort sogar vorübergehend Unterkunft, in dieser und ähnlichen Kammern und es kostet dann einige Mühe, bis sie wieder von den Vorstellungen lassen, die sie sich dort erwerben und mit denen sie die Harmonie ins Wanken bringen. Wobei nicht alles schlecht ist, was sie mitbringen und wir freuen uns natürlich über jeden, der unseren Hauptraum bevölkert.

I: Ja. Hmm. Die Bewohner. Ist es denn nicht recht leer hier? Ich gebe zu, bei uns ist es eher überfüllt und wir werden den Bedürfnissen vieler einfach noch nicht gerecht. Aber hier ...

R (winkt ab): Sie müssten das mal sehen, wenn wir hier Innengrillfest machen, da strömen Scharen herbei. Scharen! Die fassen die Mauern hier kaum. Und gerade eben – hören Sie nicht das Stimmengewirr von nebenan? Gehen wir mal schnell rüber in unsere Traumaula, das ist der zentralste und aktivste Raum hier.

I (bestaunt einen Kreis von mit bunten Farben beschriebenen und bemalten Plakaten, in dem sich sich ein annähend eiförmiger Ring von Stühlen befindet, die zu kleinen Gruppen zusammengerückt wurden, in denen sich die Menschen angeregt, teilweise sogar recht erregt unterhalten. Viele tragen eine Art Stelzen oder Plattfomschuhe verschiedner Höhe.)

R: Sehen Sie? Wieder die leere Mitte, in der das Göttliche materialisiert und symbolisiert ist und das Licht, das sich von oben auf alle ergießt? Ich fasse unsere Inspirationen regelmäßig zusammen und schicke sie nach Rom, damit endlich einmal alle davon profitieren können, leider lassen die Reaktionen dort bisher sehr zu wünschen übrig. Man hat bisher keinerlei Anstalten gemacht, den Petersdom abzudecken, zum Beispiel, und die Vorsitzende des Frauenkreises hat in ganzen zehn Jahren keine würdigende Antwort auf ihre Kandidatur für die nächste Papstwahl erhalten. Die Ideen unserer Dekonstrukteuere werden einfach nicht aufgegriffen. Vielleicht sollten Sie das einmal dort vortragen, nachdem Sie hier alles bewundern konnten?

I (will in den Raum treten): Ich würde gerne einmal mit den Menschen hier sprechen!

R (entsetzt): Halt! Der Dialog findet hier NUR auf Augenhöhe statt. Bevor Sie in diese heiligen Hallen treten, müssen Sie sich erst Gehförderungen anpassen lassen, die Sie exakt auf Augenhöhe mit allen anderen bringen. Wir können das gleich in Auftrag geben und morgen können Sie dann teilnehmen. Mit Gaststatus ohne Stimmrecht natürlich.

I: Oh, das war mir nicht klar. Nein, morgen muss ich schon wieder zurück sein. Wir haben wirklich viel Arbeit.

R: Wir können Ihnen gerne ein paar unserer Fachfrauen und Fachmänne vorbeischicken!

I: Wie freundlich von Ihnen. Uns ist jeder willkommen. Nur warnen Sie die Leute vor, dass die Verhältnisse bei uns etwas anders sind.

R: Wir sind gerne bereit Opfer zu bringen, damit alle alles im selben Licht sehen wie wir hier.

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