Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Wie funktioniert Autorität?

Angesichts der oft gestellten "Machtfrage" wäre es interessant, das zu überdenken.

Aspekt 1: Natürliche Autortität
Manche haben es einfach als gottgegebenes Charisma. Sie brauchen keine besondere Funktion, kein Amt. Sie brauchen nur da zu sein, und es wird ihnen Respekt gezollt, weil niemand auch nur auf die Idee kommt zu denken, ihre Autorität zu bezweifeln.
Als schlagendes Beispiel: ein Steyler Missionar (P. Ben - falls Sie das jemals lesen, viele Grüße), der in Papua-Guinea arbeitete erfuhr einmal, dass Rebellen mehrere seiner Mitbrüder gekidnappt hatten. Er marschierte einfach dorthin, ignorierte drohend geschwenkte Gewehre, verlangte den Chef zu sprechen und seine Mitbrüder freizulassen. Und bekam alles, was er wollte. (Wer ihm je begegnet ist, glaubt es aufs Wort.)
Kaum nötig zu sagen, dass P. Ben auch in seiner Gemeinschaft Leitungsfunktionen angetragen bekam. Das passiert bei natürlicher Autorität fast unweigerlich - egal ob Männer oder Frauen.
Natürliche Autoritäten haben es schwer, wenn über ihnen ein unsicherer Leiter steht, der sich allein durch ihre Existenz in Frage gestellt sieht.

Aspekt 2: Leitung als Dienst
Manchmal ist dauerhaft ohne Leitung nichts zu regeln. Dennoch möchte sie gelegentlich niemand übernehmen. Dann wird jemand mehr oder weniger von oben oder unten dazu bestimmt.
Oder es wird regulär gewählt.
In dem Falle besteht eine gegenseitige Vereinbarung: Der Leitende darf erwarten, dass die Geleiteten seine Autorität respektieren. Die Geleiteten erwarten dass ihre Meinung gehört und ernst genommen wird, da sie aber nicht die Leitung haben, gestehen sie dem Leiter die letztendliche Entscheidung zu.
Das ist getragen von gegenseitiger Achtung und Respekt voreinander.

Aspekt 3: Manche wollen einfach die Macht
Natürlich kann es auch bei den ersten beiden Fällen Schwierigkeiten geben, wenn natürliche oder gewählte Leiter selbstherrlich werden und vergessen, dass sie sowohl den Geleiteten dienen als auch denen, die sie leiten verantwortlich sind.
Vorprogrammiert sind die Schwierigkeiten aber, wenn jemand einfach die Macht fordert. Oft steht dahinter die Vorstellung, in der Machtposition endlich eigene Belange durchsetzen zu können, weil die anderen dann nicht mehr oder nur unter Schwierigkeiten opponieren können oder dürfen.

Aspekt 4: Autorität zerbricht, wenn ein Leiter einem über ihm stehenden Leiter den Respekt verweigert
Dem Prinzip ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Vielleicht ein Beispiel. Vor etlichen Jahren auf einem Jugendtreffen war einer der Leiter ein Priester, der sich sehr gegen alle Autoritäten über ihm auflehnte und dies öfters in seinen Aussagen erkennen ließ. Die Gruppe waren relativ fromme kooperative Jugendliche und junge Erwachsene, die sich allgemein sehr gut an die Regeln hielten. Am Ende einer Kaffeepause kam jener Priester und forderte alle auf, mit dem Programm weiterzumachen. Es war keine Absicht der Gruppe, aber er wurde ausnahmslos ignoriert. Ich war auch dabei und machte mir deswegen nachher Gedanken darüber. Ich komme solchen Aufforderungen gewöhnlich recht zuverlässig nach. Aber an diesem Nachmittag dachte ich: nö, keine Lust. Völlig gegen meine Art. Das Prinzip der missachteten Autorität ist schlichtweg sehr wirkkräftig.

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